1914 - 1918

Vormarsch 1914

Während des 1. Weltkrieges wurden von deutscher Seite zwar keine Freikorpsverbände eingesetzt, es gab jedoch bereits während des Krieges Entwicklungen, die später die Entstehung der Freikorps beeinflussten und begünstigten.

Viele der späteren Freikorpskämpfer rekrutierten sich aus den Reihen der Sturmtruppen, den ersten wirklichen Spezialeinheiten im modernen Sinne. Die ersten Abteilungen der Sturmtruppen wurden im Februar 1915 von Hauptmann Koch aufgestellt. Die Arbeit des Hauptmanns war derart erfolgreich, daß das Modell der Sturmtruppen ab Oktober 1916 vom Oberkommando für das gesamte Heer übernommen wurde. Bis Ende 1916 gab es schon 14 Sturmbataillone. Die Sturmsoldaten bekamen eine spezielle Ausbildung, nur die damals modernste Ausrüstung und eine bessere Verpflegung  und Besoldung als das restliche Heer. Außerdem waren Sie zwischen den Einsätzen im Rückwärtigen Raum, und nicht wie die anderen Frontsoldaten direkt an der Front untergebracht. Sie wurden zum Einsatz oft mit LKWs gefahren. Dafür waren Ihre Kampfeinsätze besonders gefahrvoll und oft genug sehr verlustreich. Als Abzeichen, das Sie auch nach außen als Mitglieder einer Elitetruppe erkenntlich mache sollte, trugen die Angehörigen der Sturmtruppen, in Anlehnung an die kaiserlichen Husaren, einen kleinen silbernen Totenkopf an der Feldmütze. Diesen Totenkopf sieht man dann später bei Photographien von Freikorpssoldaten oft wieder. Beim Angriff auf die feindlichen Linien gingen die Sturmtruppen in kleinen, gut aufeinander eingespielten Trupps vor, wobei sie kurze Karabiner, kleine Flammenwerfer, Pistolen, Grabendolche und reichlich Vorräte an Handgranaten mitführten. Teilweise waren Die Sturmtruppen gegen Ende des Krieges auch schon mit der ersten Maschinenpistole, der Bergmann MP18I, ausgerüstet. Sowohl Flammenwerfer, wie auch Maschinenpistole sind deutsche Erfindungen des 1. Weltkrieges. Anders als bei der normalen Infanterie, deren Auftrag es war, nacheinander im Sturm und Grabenkampf ganze feindliche Abschnitte einzunehmen, bestand die Taktik der Sturmtruppen darin, im Anschluss an einen kurzen, vorbereitenden Feuerschlag der Artillerie, durch vorher aufgeklärte Schwachstellen zu stoßen und größere Widerstandsnester des Gegners einfach zu umgehen. Um die noch stark verteidigten Stellungsabschnitte kümmerte sich die nachfolgende normale Infanterie, während die Sturmtruppen gleichzeitig immer weiter ins gegnerische Hinterland vorstießen um dort Verwirrung zu stiften, den Gegnerischen Nachschub zu verhindern, und Versuche einer koordinierten Gegenwehr zu stören. Im Grund also genau dieselbe Taktik, die später im 2. Weltkrieg im größeren Maßstab eingesetzt, und mit modernerem Gerät wie Panzern und Stukas umgesetzt, als "Blitzkrieg" Geschichte schreiben sollte.

Sturmsoldat

Sturmsoldat, man beachte die beiden Leinenbeutel zur Aufbewahrung von Stielhandgranaten und die Version des Karabiner 98 mit kurzem Lauf

 

Aber nicht nur mache überlebenden Mitglieder der Sturmbataillone fanden sich später in den Reihen der Freikorps wieder, auch viele der sogenannten "Offiziere auf Zeit":

Bei Kriegsanfang August 1914 gab es in der Kaiserlichen Armee 22.112 aktive, gut ausgebildete, Offiziere und 29.230 einberufene Reserveoffiziere. Da es das große Übel des 1. Weltkriegs war, das die Strategie und Taktik noch nicht an den gebrauch der neuen Waffen, wie Maschinengewehre und Schnellfeuergeschütze, angepaßt war, kam es gerade am Anfang zu großen Verlusten. Auch und gerade unter dem Offizierskorps, da die Offiziere oft nach alter Manier, wie im Feldzug 1870/71, An der Spitze Ihre Mannschaften in geschlossener Schlachtordnung gegen den Feind stürmten. Nur so ist es erklärlich, daß bereits nach der Marneschlacht 11.357 aktive Offiziere (mehr als die Hälfte !!!) gefallen waren. Um Ersatz für diesen ungeheueren Verlust zu finden, wurden neue Vorschriften für eine stark beschleunigte Ausbildung von neuen Reserveoffizieren erlassen. Eine kurze Schulung und vorgewiesene Fronterfahrung verbunden mit guten Zeugnissen des bisherigen Vorgesetzten reichten nun für eine Beförderung zum Leutnant. Um jedoch den vor dem Krieg äußerst hohen Anforderungsstand an die Ausbildung der Offiziere nicht dauerhaft zu senken, wurden diese Beförderungen nur auf Zeit ausgesprochen. Das hatte zufolge, daß diese Hochmotivierten Soldaten nach dem Krieg wieder vor dem Nichts standen, denn zum Aufbau der neuen Reichswehr wurden nur die überlebenden der nach den alten Standards ausgebildeten Offiziere herangezogen, oder eben neue Offiziere ausgebildet. Diese überlebenden "Offiziere auf Zeit" hatten oft große Probleme sich in die neue Nachkriegsordnung einzufinden. Daher traten sie in großer Zahl den neuen Freikorps bei. So gab es Freikorps, die zum größten Teil aus ehemaligen Offizieren bestanden.

Doch der verlorene Krieg bringt noch ein weiteres schweres Erbe für die junge Weimarer Republik: Die wirtschaftlichen Forderungen sind erdrückend. Zwar wird zunächst die Höhe der Reparationen im Vertrag von Versailles noch gar nicht festgelegt, doch bekommt Deutschland dann im Jahre 1921 die Auflage, 226 Millionen Goldmark, zahlbar in 42 Jahren (das heißt: Deutschland hätte noch bis 1963 zahlen müssen!), an die Allierten abzuführen.

Insgesamt sind die Vertragsbedingungen von Versailles so unhaltbar, daß selbst den französischen Marschall Foch eine düstere Vorahnung überkommt: "Das ist kein Frieden, das ist nur ein Waffenstillstand für zwanzig Jahre."

Auch der damalige britische Premierminister, Lloyd George, äußerte sich ähnlich:

"Wir haben ein schriftliches Dokument, das uns Krieg in zwanzig Jahren garantiert. Wenn Sie einem Volk Bedingungen auferlegen, die es unmöglich erfüllen kann, dann zwingen Sie es dazu, entweder den Vertrag zu brechen oder Krieg zu führen. Entweder wir modifizieren diesen Vertrag und machen ihn für das deutsche Volk erträglich oder es wird, wenn die neue Generation herangewachsen ist, es wieder versuchen."

Außerdem setzt die britische Regierung sofort nach Kriegsende eine Handelsblockade Deutschlands durch. In den neun Monaten nach Kriegsende bewirkt diese Blockade den Tod von ca. 800.000 Deutschen durch Unterernährung. In den Vier Kriegsjahren hatte das deutsche Reich ca. 1.6 Millionen Menschen verloren, die Sterblichkeit war während der Blockade daher größer als während des Krieges. Die Heimkehrenden deutschen Soldaten fanden nach Ihrer Rückkehr also keinen Frieden, sondern Hunger, Elend und Revolution vor.

Grabenkampf

 

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